Samstag, 19. März 2016

Getreide-, ei-, milch-, nuss- und hefefreies Paleo-Brot


Getreide-, milch-, ei-, nuss- und hefefreies "Paleo"-Brot

Auf die Gefahr hin, mich zu wiederholen - "Paleo" und Brot ist eigentlich ein Widerspruch in sich. In der Altsteinzeit gab's kein Brot - zumindest in unseren Breiten nicht, soweit wir wissen. Die schriftliche Datenlage aus der Zeit ist leider recht dürftig ...
Aber abgesehen davon, daß es nun einmal verdammt lecker ist, ist Brot so praktisch.
Was der Grund dafür sein dürfte, weshalb wir es erfunden haben.
Im Zeitalter der Tupperdose kann man sich natürlich bequem vom Gazpacho bis zum bunten Salat jede Form von brotlosem Lunch mit ins Büro nehmen, aber in den Jahrtausenden davor - gab es kein Büro, okay. Jedenfalls weniger als heute.
Dennoch wird man in den Jahrtausenden vor Erfindung der Tupperdose auch mal sein Essen mit sich herumgetragen haben wollen oder müssen, und da ist Brot nun einmal wirklich praktisch.
Was wohl auch der Grund dafür ist, weshalb die australischen Aborigines sich ebenfalls seit Jahrtausenden eine Art Brot herstellen, ohne jemals ein einziges Getreidekorn kultiviert zu haben: Die ältesten in Australien gefundenen Mühlsteine haben ein Alter von etwa 50.000 Jahren - definitiv paleo.
Für das traditionelle Buschbrot wurden von den Aborigines alle Arten von Samen, Wurzeln und Nüssen verwendet, die man finden konnte.
Also gab es doch schon in der Altsteinzeit Brot.
Suche ich verzweifelt nach einem Strohhalm, an dem ich mich festklammern kann, um zu rechtfertigen, daß ich weiterhin Brot backe und esse und auch noch Rezepte dafür poste?
Vielleicht.
Andererseits habe ich auch schon über längere Zeiträume brotfrei gelebt, und ich kann nicht behaupten, daß es mir dabei besser ging. Eher im Gegenteil.
Prinzipiell finde ich sowohl den Paleo-Gedanken als auch die Low-Carb-Idee sinnvoll. Möglichst naturbelassene Lebensmittel essen und möglichst nichts essen, was den Blutzucker in schwindelnde Höhen treibt.
Ich bin daran gewöhnt, wissenschaftlich zu denken, aber ich habe viel Fantasie und halte nichts von Dogmen. Der Mensch ist ein Erfolgsmodell, weil er unglaublich anpassungsfähig ist. Das heißt, er ist in der Lage, auf sehr verschiedene Treibstoffquellen umzuschalten und eine große Bandbreite an Nahrungsmitteln zu nutzen. Unsere heutige Zivilisation haben wir nicht erschaffen, weil wir Jäger und Sammler geblieben sind, sondern weil es uns gelungen ist, Nahrungsquellen zu erschließen, die uns erlauben, auch andere Dinge zu tun als den größten Teil unserer Zeit damit zu verbringen, Nahrung zu beschaffen.
Daß dies in der modernen Gesellschaft weit übers Ziel hinaus geschossen ist, muß man nicht diskutieren.
Aber es bleibt die Tatsache bestehen, daß sehr verschiedene Kulturen mit sehr verschiedenen Ernährungsweisen bei guter Gesundheit alt werden (sofern sie keine Unfälle erleiden oder infolge von Infektionen sterben).
Irgendwie versuchen wir immer, *das* Wundermittel zu finden. *Die* eine einzige gesunde Ernährung. *Den* Schlüssel zu ewiger Jugend.
Doch das gibt es nicht.
Das Geheimnis besteht immer aus der Summe der Teile, und das sind mehrere, ob es uns gefällt oder nicht.
Mal ist die große Offenbarung die Mittelmeerernährung, dann die Ernährung der Bewohner der japanischen Insel Okinawa, und dann die Ernährung der Inuit, also der Eskimos. Nicht zu vergessen die mexikanischen Tarahumara, die vorwiegend von Mais, Bohnen und Gemüse leben, eine extrem niedrige Inzidenz von Diabetes aufweisen und berühmt sind für die Langstreckenläufer, die sie in großer Zahl hervorbringen.
Was ist der Schlüssel zur Gesundheit?
Keto, low-carb, high-carb? Omnivor oder vegan? Vegetarisch?
Das Geheimnis, schließe ich aus den Fakten, ist die Anpassungsfähigkeit unseres Stoffwechsels. Wir können sowohl auf Fett als auch auf Kohlehydraten laufen, und wir können je nach Bedarf umschalten.
Die genannten Völker mit ihrer so völlig unterschiedlichen Ernährungsweise haben auf jeden Fall eines gemeinsam: Wenig Zucker, keine industriell verabeiteten Nahrungsmittel, eine ausgewogene Kalorienbilanz (kein Kalorienüberschuß), eine hohe Dichte an gesunden Makro- und Mikronährstoffen und ausreichend Bewegung.
Für mich selbst habe ich daraus und aus dem, womit ich mich gut fühle, die Schlußfolgerung gezogen, daß Brot, wenn es nicht aus glutenhaltigem Getreide, sondern aus Hirse, Sorghum, Teff, Mais, Pseudo-Getreide, Samen, Nüssen und Wurzeln besteht, für mich durchaus eine Option darstellt, solange ich meine Ernährung nicht ausschließlich damit gestalte.



Die meisten sogenannten Paleo-Brote bestehen vorwiegend aus Nüssen oder Kokosmehl und Unmengen von Eiern.
Ich esse gern und oft Eier, aber *so* viele Eier werden auch unsere Steinzeitvorfahren nicht vertilgt haben, denn damals gab es noch keine domestizierten Hühner, und wild lebende Vögel legen nicht am laufenden Meter Eier.
Manchmal mache ich trotzdem Gebäck mit vielen Eiern, aber ich wollte ein Brot, das absolut allergikerfreundlich ist. Getreidefrei, milchfrei, eifrei, hefefrei.
Herausgekommen ist das hier - das Grundrezept ist total einfach und funktioniert mit so ziemlich jeder Mehlmischung. Also vermutlich auch mit konventionellem glutenfreiem Mehl wie Reismehl, Maismehl, Hirsemehl.
Die nicht-Getreidemehle, die ich benutze, sind feines Maniokmehl, Kochbananenmehl, Kastanienmehl, Erdmandelmehl, Tapiokastärke.
Als Pseudo-Getreidemehle kann man Buchweizen-, Amaranth- oder Quinoamehl verwenden.
Das einzige, was immer gleich ist, ist die Menge an Chia-Samen, Flohsamenschalen, Tapiokastärke und Kokosmehl. Das Kokosmehl kann man auch weglassen und statt dessen einen zusätzlichen Eßlöffel Flohsamenschalen verwenden.
Die 300 g Mehl kann man ansonsten beliebig zusammensetzen.
Ich weiß, die Mehle sind nicht billig; andererseits aber ist das alles nicht teurer als "konventionelle" Ernährung, wenn man darauf verzichtet, irgendwelchen Industrie-Müll zu kaufen. Und der Sinn ist auch nicht, so ein Brot pfundweise zu essen - es kann ein Teil der Ernährung sein, aber nicht der *Haupt*teil.

Das Brot ist nicht fluffig, sondern kompakt, aber schön saftig, nicht trocken.



Rezept für eine Kastenform (10x21cm):
  • 150 g feines Maniokmehl
  • 100 g Kochbananenmehl
  • 50 g Kastanienmehl
  • 50 g Tapiokastärke
  • 25 g Kokosmehl (oder 1 zusätzlicher EL Flohsamenschalen)
  • 50 g Chia-Samen, gemahlen (Kaffee- oder Gewürzmühle)
  • 1 EL Flohsamenschalen
  • 1 TL Salz
  • 1 TL Natron
  • 1 TL Ascorbinsäure (Vitamin C) oder Weinstein
  • 250 ml Kokosmilch (ohne Zusätze)
  • 250 ml Wasser

Zubereitung:
  • Alle Zutaten gründlich verrühren und in die gefettete oder mit Backpapier ausgekleidete Form gießen, die Form ein paar Mal auf die Arbeitsplatte schlagen, damit eventuelle Luftblasen aus dem Teig entweichen, die Oberfläche glatt streichen.
  • 2 bis 3 Stunden stehen lassen.
  • Ofen auf 180°C Umluft vorheizen.
  • Brot in der Form 40 Minuten backen, dann aus der Form holen und weitere 20 Minuten backen.
  • Komplett auskühlen lassen. Man kann es am besten schneiden, wenn es aus dem Kühlschrank kommt. Die Scheiben lassen sich sehr gut einfrieren und nach Bedarf wieder auftauen.


Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen