Samstag, 27. Oktober 2018

Emissionsfreie Schokolade



Emissionsfreie Schokolade

Dies ist eine Art Reklame-Post. Keiner, für den ich bezahlt werde, sondern einer, der das Bewußtsein für Alternativen zu konventionellen Produkten wecken soll.
Vor einigen Wochen fragte ich in unserem Eine-Welt-Laden in Rhede, ob sie auch die 70% Schokolade von Tony's Chocolonely hätten. Das ist ein holländisches Projekt, sklavenfreie Schokolade herzustellen, und die Schokolade schmeckt wirklich ausnehmend gut. Da ich ja an der holländischen Grenze lebe, ist es ein Katzensprung nach Winterswijk, wo man in einem großen Supermarkt alle Sorten dieser Schokolade bekommt.
Da ich aber nicht immer Zeit habe, nach Winterswijk zu fahren, und da auch nicht garantiert ist, daß die genau dann genau die 70%ige Schokolade davon im Regal haben, fragte ich also im hiesigen Eine-Welt-Laden, weil an der Kasse die Milchschokolade von Tony's Chocolonely stand.
Bedauernd mußte die Dame mir sagen, daß sie nur die Milchschokolade hätten, ABER: Am Klumpensonntag käme die emissionsfreie Schokolade nach Rhede, und die gäbe es auch als 75%ige Variante. Und was nicht während des Klumpensonntags verkauft würde, würde dann im Eine-Welt-Laden landen.
Ich schaute ein wenig belämmert drein, weil ich keine Ahnung hatte, wovon gerade die Rede war, und wurde darüber aufgeklärt, daß es sich dabei um eine Schokolade handle, die aus fair angebauten Kakaobohnen hergestellt werde, die per Segelschiff nach Holland und von dort per Lastfahrrad nach Deutschland gebracht würden.
Natürlich war mein Interesse sofort geweckt, und ich fieberte dem Klumpensonntag entgegen.
Der Klumpensonntag ist eine Art Bauernmarkt, der jedes Jahr im Oktober hier stattfindet und sich um eben Klumpen dreht: Traditionelle Holzschuhe.
Ein Klumpenmacher führt sein Handwerk vor, es gibt eine Trachten-Tanzgruppe (leider vom Aussterben bedroht) und eben alle landwirtschaftlichen Erzeugnisse, die man sich im Westmünsterland so vorstellen kann.
Als der große Tag endlich da war, verpaßte ich ihn.
Es war trubelig und wir waren irgendwie anderweitig vereinnahmt, und als mir einfiel, welcher Tag war, war alles schon vorbei.
Also eilte ich in der Woche drauf zum Eine-Welt-Laden, überzeugt, viel zu spät zu kommen und nur noch müdes Lächeln zu ernten.
Doch offenbar reißen sich die Leute nicht so sehr um die emissionsfreie Schokolade, wie ich dachte: es war noch jede Menge vorrätig.
Eine 90g Tafel kostet 2,80 Euro, was ich ehrlich gesagt erstaunlich günstig finde, wenn man den Aufwand bedenkt, den es macht, die Schokolade zu produzieren und unters Volk zu bringen.
Klar, eine lila Tafel à 100g ist billiger, aber - sie ist eben auch billiger. In jeder Hinsicht. Außer für die unglücklichen Menschen, die die Kakaobohnen ernten und nicht einmal wissen, wie Schokolade schmeckt. Deswegen ist sie ja für uns so billig. Wer sich, wie ich, den Appetit auf konventionelle Schokolade verderben will, kann sich einmal auf youtube die Doku "Schmutzige Schokolade" anschauen.
Zurück zur emissionsfreien Schokolade.
Unter schokofahrt.de kann man sich einmal anschauen, was es damit auf sich hat.
Der Kakao kommt aus der Dominikanischen Republik, wird von den Machern Rodney und Enver direkt bei den Bauern gekauft und mit dem Segelschiff "Tres Hombres" nach Holland transportiert.
In Amsterdam wird dann die Schokolade hergestellt: www.chocolatemakers.nl
Und die fertigen Tafeln werden schließlich per Lastenfahrrad an ihre Bestimmungsorte gebracht.



Die 75%ige Schokolade ist glutenfrei, kann jedoch Spuren von Laktose enthalten.
Ich konnte es kaum erwarten, nach Hause zu kommen und das erste Stückchen zu probieren, und meine Erwartung wurde nicht enttäuscht.
Selten habe ich eine so fruchtige Schokolade gegessen mit einer solchen Vielfalt an verschiedenen Aromen, ohne daß irgendetwas zugesetzt worden wäre. Die Zutaten sind einfach nur Kakaobohnen und -nibs, Zucker und Kakaobutter.
Das Geheimnis, weshalb Schokolade auf der Zunge schmilzt und weshalb selbst hergestellte Schokolade meistens eher irgendwie griselig und pudrig schmeckt, besteht im sogenannten Conchieren.
Um der Schokoladenmasse genug Restfeuchte zu entziehen, daß der Zucker nicht wieder kristallisiert und die Fettanteile dazwischen so etwas wie Krümel bilden, hat der schweizer Chocolatier Rodolphe Lindt - ja, genau der - 1879 eine Maschine namens Conche erfunden.
Durch das Conchieren, das Walzen der Schokoladenmasse bei einer steten Temperatur von ca. 78 Grad, verdunstet die Restfeuchte, und die Masse wird homogen, weshalb die feste Schokolade dann schmelzend und nicht krümelig ist.
Die emissionsfreie Schokolade wird sorgfältig conchiert, weshalb sie ohne irgendwelche Emulgatoren und Zusätze wunderbar schmelzend ist.
Und wie gesagt - die Aromen sind phänomenal, daher ist die Schokolade unglaublich, und man ist nach zwei Stückchen satt und zufrieden.
Ach ja - und die komplette Verpackung ist kompostierbar.
Das Fazit?
Schokolade ist eines der wunderbarsten Genußmittel, die ich kenne. Leider wird sie für viele zum Massen-Konsumgut, das gedankenlos hinein gestopft wird, als Ersatz für irgendetwas, ohne dabei wirklich echten Genuß zu bieten. Im schlimmsten Fall wird sie sogar zum Suchtmittel.
Eine richtige Schokolade, die von der Aromenvielfalt der Kakaobohnen selbst lebt, ohne durch Vanillin und viel zu viel Zucker süchtig zu machen, kommt mit wenigen Zutaten aus und soll ruhig mehr kosten als das lila Suchtmittel. Damit haben alle gewonnen: Die Bauern, die daran fair verdienen, die Umwelt, und der Konsument, der zum Genießer wird und in jeder Hinsicht ein gutes Gewissen haben kann, wenn er genießt.

Samstag, 20. Oktober 2018

Glutenfreies Vollwert-Brot mit Fingerhirse



Glutenfreies Vollwert-Brot mit Fingerhirse

Ein glutenfreies Mehl, das ich besonders schätze, ist Fingerhirsemehl, das man im Handel, meistens in Asia-Läden, als Kurakkan oder Ragi flour findet.
In Indien wird es traditionell zur Herstellung von Ragi Roti verwendet, das ist dünnes Fladenbrot, das auf einer flachen Pfanne bzw. Eisenplatte (Tawa) gebacken wird.
Die Fladen mache ich mir gern anstelle von nahöstlichem Fladenbrot, um damit Baba Ghanoush, Hummus oder Ful Medammas zu essen.
Aber auch in "normalen" Broten kann man das Mehl der Fingerhirse sehr gut verwenden, und ich mag es wesentlich lieber als normales Hirsemehl, weil ich den Eindruck habe, daß das Brot damit weniger trocken wird als mit Goldhirsemehl.
Dies ist ein recht schnelles, einfaches Rezept, und das Brot wurde wunderbar saftig und auch luftig, wie man auf den Bildern sieht.
Kein bißchen krümelig, dafür aber würzig und herzhaft.



Zutaten:
  • 100 g Ragi Mehl (Kurakkan)
  • 100 g Buchweizenmehl
  • 100 g gemahlene Mandeln
  • 100 g Tapiokastärke
  • 50 g Kartoffelstärke
  • 100 g Sonnenblumenkerne
  • 25 g Chiasamen
  • 25 g Sesamsamen
  • 2 EL Flohsamenschalenpulver
  • 1 TL Salz
  • 1/2 Würfel Hefe
  • 1 TL Honig
  • 480 ml lauwarmes Wasser

Zubereitung:
  • Ofen auf 50°C vorheizen, dann ausschalten
  • Eine 30 cm Form fetten und mit Backapier auslegen (kann man auch lassen, ich finde es praktischer)
  • Alle Zutaten von Ragi Mehl bis Salz gut mischen
  • Hefe und Honig in das lauwarme Wasser rühren
  • Hefewasser in die Mehlmischung gießen, mit dem Knethaken des Rührgerätes auf höchster Stufe ca. 5 Minuten kneten
  • In die Form geben, mit einem nassen Löffel gattstreichen
  • Mit Olivenöl gut einpinseln und dann mit Klarsichtfolie abdecken und im warmen Ofen ca. 20-30 Minuten gehen lassen - nicht zu hoch aufgehen lassen, damit es kein Loch unter der Kruste gibt. Ich lasse den Teig bis ca. 2-3 cm über den Rand der Form aufgehen
  • Ofen auf 220° C Ober-Unterhitze vorheizen
  • 50 Minuten in der Form backen, dann aus der Form nehmen und ohne Form weitere 10 Minuten backen
  • Auf einem Gitterrost komplett auskühlen lassen

Bon Appetit!