Nachdem
ich nun also gleich aus dem Blauen heraus einfach einmal mit einem
Rezept begonnen habe, hat sich die erste Aufregung gelegt, und ich
traue mich, eine Einleitung hinterherzuschieben.
Ich
bin aufgeregt, als müsse ich
gleich einen Vortrag vor 1000 Leuten halten, in einem engen Kostüm,
auf dem man jeden Schweißflecken sieht ... Immerhin sind dies meine
ersten unsterblichen Worte im Internet, und das müssen nicht gleich
unsterbliche Dummheiten sein, finde ich.
Etwas
Wissenschaftliches in einem Buch zu veröffentlichen ist erstaunlich
viel leichter, wie ich feststelle, obwohl ich gerade deswegen aus der
wissenschaftlichen Welt ausgestiegen bin, weil ich lieber schreiben
möchte, wie mir der Schnabel gewachsen ist.
Und
damit bin ich bei meiner Geschichte.
Ihr
seht es schon: Ich schreibe gern.
Deswegen
ein Blog.
Außerdem
koche und backe ich gern.
Deswegen
ein Rezept-Blog.
Und
zu guter letzt lebe ich seit 2007 glutenfrei und habe viele, viele
Irrungen und Wirrungen durchlaufen auf dem Weg dahin, wo ich jetzt
bin: ich höre auf meinen Körper und genieße das Essen, auch wenn
es oft nicht so schmeckt, wie von früher gewohnt, sondern eben
anders. Aber trotzdem oder gerade deswegen lecker. Und ohne
unerwünschte Nebenwirkungen.
Deswegen
ein Blog mit glutenfreien Gaumenfreuden, gesunden Naschereien (ja, die gibt's!) und praktischen Tips für einen fröhlichen glutenfreien Alltag. Edit Mai 2020: Bisher stand hier neben glutenfrei auch noch kuhmilchfrei. Das habe ich mittlerweile gestrichen, da ich zu der Erkenntnis gelangt bin, daß der maßvolle Genuß von Kuhmilchprodukten im Normalfall kein Problem darstellt, wenn es sich um Produkte aus Weidemilch aus ökologischer Erzeugung handelt.
Meine
Safari durch den Dschungel der 1000 Ernährungswahrheiten und 10000
Ernährungsmythen, die oft kaum zu trennen sind, begann Anfang der
80er in Freiburg, der damaligen "Ökohauptstadt"
Deutschlands.
Solange
ich mich erinnern kann, wurde mir nach beinahe jedem Essen schlecht
bis speiübel, was mich bereits mit 13 auf den "Ökotrip"
brachte: Ich fand ein Reformkochbuch aus den 50ern, in dem eine Dame
beschrieb, wie sie mit Reformkost ihre Magenprobleme behoben hatte.
Die Ernährung, die sie beschrieb, unterschied sich von den
Ernährungsgewohnheiten meiner Eltern wie der Nordpol von der Sahara,
und ich kam zu dem Schluß, daß ich meine Ernährung umstellen
müsse, um mich von meiner Dauerübelkeit zu befreien.
Also
begann ich, mit Vollkorn und viel rohem Obst und Gemüse, Nußmus,
Sojaprodukten, Müsliriegeln und was alles sonst in den 80ern als
besonders gesund galt, zu experimentieren. Außerdem las ich jedes
Buch über Ernährung, das ich finden konnte.
Das
Ergebnis war, daß es kein Ergebnis gab.
Ich
gewann viele Erkenntnisse, die jedoch mein Problem nicht lösten.
Mit
vierzehn hatte ich eine Frustphase, in der ich einfach so gut wie gar
nichts mehr aß, was sich jedoch naturgemäß als nicht längerfristig
praktikabel herausstellte.
Also
probierte ich - erfolglos - weiter.
Mit
achtundzwanzig heiratete ich meinen Mann, der Mediziner ist,
und in dessen Biochemiebüchern ich mir die Antworten erhoffte, die
ich bis dahin einfach nicht gefunden hatte.
Ich
gewann noch mehr Erkenntnisse, die mir nicht weiterhalfen, bis ich
endlich mit siebenunddreißig Gluten als den Übeltäter entlarvte,
der mir mein kulinarisches Leben bis dahin versauert hatte.
Und
siehe da, der Dauerbrechreiz verschwand!
Als
ich zum ersten Mal in meinem Leben ein Stück Kuchen aß, ohne daß
mir davon schlecht wurde, hätte ich beinahe geweint vor Glück.
Doch
die Freude währte nicht lange, da begannen plötzlich neue Probleme.
Keine Übelkeit dieses Mal, sondern ich begann mich zur Biogasanlage
zu entwickeln. Was mit schmerzhaften Krämpfen einherging und nicht immer sozial verträglich war.
Und
nicht nur das.
Die
seltsamsten Dinge passierten. Plötzlich waren meine Muskeln so
schwach, daß ich kaum noch die Treppe hinauf kam. Ich war dauermüde,
wurde nie satt und nahm ab, egal, wie viele Kalorien ich in mich
hinein schaufelte.
Neue
Tests, und plötzlich sollte Fructose, Fruchtzucker, die Wurzel allen
Übels sein.
Also
folgte eine Zeit sklavischer Fructoseabstinenz.
Was
nicht wirklich half.
Irgendwann
waren Dauermüdigkeit und Muskelprobleme erstaunlicherweise weg, ohne
daß ich so recht wußte, warum. Dafür stellten sich plötzlich
Gelenkprobleme ein.
Innerhalb
kürzester Zeit mutierte ich von einer joggenden, yogatreibenden
beweglichen Vierzigjährigen in eine uralte Frau, die nicht einmal
mehr einen Fuß ins Waschbecken hieven konnte, weil die Hüftgelenke
nicht mitmachten.
Dabei
war ich, abgesehen von der Glutenintoleranz, gesund wie ein Fisch im
Wasser. Kein Rheuma, keine Arthrose und keine sonstige exotischen
Krankheiten, die das alles hätten erklären können.
Ich
führte Ernährungsprotokolle, schrieb auf, wann ich welche Probleme
hatte und versuchte verzweifelt, einen Zusammenhang zwischen meiner
Ernährung und den immer wieder plötzlich auftretenden und dann
erneut verschwindenden Magen-Darm und Gelenkproblemen zu finden.
Es
gab aber keinen.
Was
ich in der einen Woche problemlos vertrug, löste in der nächsten
Woche Katastrophen aus.
Und
irgendwann endlich dämmerte mir, daß meine Probleme schlimmer
wurden, wenn ich PMS hatte.
Bis
etwa zu meinem fünfunddreißigsten Lebensjahr hatte ich PMS für
eine technische Sonderaustattung von Autos (wie ABS) oder eine
bizarre Programmiersprache (wie PHP) gehalten. Wer weiß auch schon
im Zeitalter von HTML, HDMI, DVBT und FTP, was von all den
Abkürzungen eine neue Partei und was irgendein technisches Dings
bezeichnet, das mir so fremd erscheint wie meiner Mama die
Programmierung eines Videorecorders.
Ab
fünfunddreißig jedoch bekam ich eine Woche vor meiner Periode
seltsame Symptome, die ich bis dahin nicht gekannt hatte und die im
Lauf der Jahre immer aufdringlicher wurden, bis ich mich schließlich
mit Anfang vierzig in einer Art Dauer-PMS-Zustand befand.
Auf
meine vorsichtige Anfrage beim Frauenarzt, ob das vielleicht der
Beginn der Wechseljahre sein könnte, kam "Nö. Ihre Periode ist
doch regelmäßig. Außerdem sind Sie viel zu jung."
Interessant,
weil mir ansonsten immer mein Untergewicht und der extreme Mangel an
Körperfett vorgehalten und alle meine Probleme darauf geschoben
wurden. Daß jedoch Mangel an Körperfett auch einen Mangel an
Hormonen zur Folge haben könne, auf die Idee mußte ich selbst kommen.
Was
ich dann auch tat.
Nach
dem Motto "Selbst ist die Frau" besorgte ich mir einen
Hormon-Speicheltest, und siehe da, das Ergebnis lautete: Sie sind
sowas von total in den Wechseljahren!
Und
ja, man kann trotzdem eine regelmäßige Blutung haben. Und ja, die
Begleiterscheinungen können neben Hitzewallungen (die ich schon mit
20 hatte) Muskelschmerzen, Muskelschwäche, Magen-Darm-Probleme,
plötzliche Nahrungsmittel-Unverträglichkeiten, Wassereinlagerungen
und Gelenkschmerzen sein.
Super.
Ne,
wirklich, das ist nicht zynisch gemeint. Ich fand das wirklich super,
denn endlich wußte ich, woran ich war und was ich machen konnte.
Schluß
mit der vollkommen sinnlosen Suche nach Nahrungsmittelunverträglichkeiten, die
gar nicht wirklich da waren.
Ich
entschied, mich auf glutenfreie Ernährung zu
beschränken und ansonsten darauf zu hören, was mein Körper gerade
sagt.
Und
seit ich weiß, daß, wenn ich dicke Beine habe, die Hose plötzlich
eng wird und die Waage sprunghaft drei Kilo mehr als sonst zeigt,
meine Verträglichkeit für so ziemlich alles gegen Null geht, rege
ich mich nicht mehr auf, sondern lasse eben alles weg, wovon ich
weiß, daß es dann problematisch werden könnte (Hülsenfrüchte, Kohl,
viel Rohkost, viel Fett und so weiter).
Warum
ich das alles lang und breit erzähle?
Weil
ich weiß, daß es da draußen viele gibt, denen es ähnlich ergeht
und die auf vergleichbare Geschichten blicken können.
Und
weil ich damit sagen will, daß Unverträglichkeiten sehr viele
verschiedene Ursachen haben und man sehr viel gewinnt, wenn man
lernt, auf seinen Körper zu hören.
Früher
habe ich die leise warnende Stimme ignoriert, die mir zuflüsterte,
daß Rohkost jetzt eine blöde Idee sein könnte. Schließlich sagte
mir mein Verstand, daß Rohkost gesund ist.
Mein
Verstand sagte mir auch, daß ja der Fructosetoleranztest gezeigt
hatte, ich leide unter einer Fructosemalabsorption. Obwohl mein
Gefühl meckerte, daß das Quatsch sei, weil ich niemals mit Äpfeln
Probleme hatte - und Äpfel sind für Leute mit Fructosemalabsorption
das, was für Leute mit Zöliakie ein Weizenvollkornbrötchen ist.
So
könnte ich endlos weitermachen, aber ich denke, es reicht.
Mein
Blog soll denen Mut machen, die sich mit Unverträglichkeiten
herumschlagen und befürchten, ihr Leben sei nun trist und traurig,
weil sie auf viele vertraute und geliebte Dinge verzichten müssen,
weil der Alltag komplizierter wird und weil sie plötzlich viel Zeit
damit zubringen müssen, Dinge selbst zu machen, statt sie fertig zu
kaufen.
Und natürlich möchte ich die Welt mit gesunden Naschereien ein wenig fröhlicher machen :-)
In diesem Sinne
"Happy Cooking and Baking"!
Mia
Edit 12.10.2014: Ich habe mich entschlossen, auf Dauer Affiliate-Links aufzunehmen,
was bedeutet, daß ich eine kleine Provision bekomme, falls jemand
den Link anklickt und sich dann zum Kauf eines Produktes entschließt.
Auf diese Weise habe ich selbst in anderen Blogs Entdeckungen
gemacht, die ich sehr nützlich fand, und ich finde es total okay,
wenn jemand, der mir auf diese Weise einen Gefallen tut, auch etwas
davon hat.
Wenn
ich nun also etwas wirklich richtig gut finde und denke, daß andere
damit ebenso glücklich sein könnten wie ich, empfehle ich es
weiter. Ich gebe natürlich auch Empfehlungen, für die ich nichts
bekomme außer dem Gefühl, anderen einen Gefallen getan zu haben,
aber wenn ich für einen Affiliate-Link etwas bekomme, finde ich es
bei mir selbst ebenso okay wie bei anderen.