Glücklicherweise
hat meine Diagnose "Fructose-Malabsorption" sich ja längst
als Ente erwiesen.
Warum?
Sehr
einfach.
Für
den H2-Atemtest bekam ich 50g reine Fructose in Wasser aufgelöst zu
trinken.
Danach
hatte ich irgendwann ein leichtes Grummeln im Bauch, mehr allerdings
nicht. Und die Atemgase haben auch nicht gerade das Meßgerät
gesprengt.
Ich
habe weder wild gepupst (sorry, aber so ist ja es nun einmal) noch
Durchfall bekommen, nichts. Gar nichts. Nur die Atemgase waren ein
wenig erhöht.
Trotzdem
war ich so froh, endlich irgendeine
Diagnose zu haben und vielleicht den Verursacher all meiner Probleme
entlarvt zu haben, daß ich mit beinahe religiösem Fanatismus
beinahe zwei Jahre lang jedes Fructosemolekül verfolgte und
bekämpfte, das meinen Weg kreuzte.
Die
fructosearme Diät half nämlich nichts, weswegen ich mir einbildete,
ich müsse wirklich jedes
allerletzte Krümelchen Fructose aus meinem Essen eliminieren, und
dann würde es wohl schon besser werden. Schließlich hatte ich ja
eine wissenschaftliche Diagnose.
Ich
war verzweifelt genug, um absolut alles auszuprobieren - ich hätte
mir die Haare blau gefärbt und für den Rest meines Lebens nur noch
Fenchelknollen gegessen (ich hasse Fenchel), hätte mir jemand
versichert, daß alle meine Probleme dann verschwinden würden.
Es
half aber nix.
Bis
sich dann schließlich mein Verstand zurückmeldete, als ich in einem
Forum las, jemand sei nach einem Atemtest mit 25g Fructose zwei Tage
quasi nicht mehr vom Klo gekommen.
Seltsam,
was für Aussetzer man haben kann, wenn man etwas glauben will.
In
diesem Augenblick jedenfalls erinnerte mein Hirn sich urplötzlich
daran zu wissen, daß beinahe niemand mehr als 35g reine Fructose auf
einen Schlag verarbeiten kann.
Ich
fragte dann einmal vorsichtig in jenem Forum nach und erfuhr, daß
der H2-Test normalerweise tatsächlich mit 25g reiner Fructose
durchgeführt wird. Die Reaktion auf meine Mitteilung, bei mir seien
es aber 50g gewesen:
"50g?
Du liebe Güte, danach müßte doch jeder Gesunde schon mächtig
Streß bekommen! Wie, du hast nur ein leichtes Grummeln gehabt nach
50g reiner Fructose???
Dann hast du niemals im Leben eine Fructose-Malabsorption!"
Eigentlich,
überlegte mein wiedererwachtes Hirn daraufhin, habe ich auch nie in
meinem Leben ein Problem mit Äpfeln gehabt.
Leute
mit einer Fructose-Malabsorption hingegen vertragen häufig nicht
einmal ein Schnitzchen Apfel.
An
jenem Tag flatterte mir als Werbegeschenk mit irgendeiner Bestellung
glutenfreier Produkte ein glutenfreier Apfel-Mandelriegel ins Haus.
Apfel, Mandel, Datteln, Rosinen.
Insgesamt
40g von allem, was bei einem fructosemalabsorbierenden Menschen
Katastrophen auslösen würde.
Ich
futterte das Ding auf und wartete.
Eine
Stunde, zwei Stunden, drei Stunden, vier Stunden, fünf Stunden - und
dann hatte ich wieder Hunger.
Tat
sich etwas?
Nicht
im geringsten.
Am
nächsten Tag aß ich einen Apfel.
Auch
kein Problem.
Tja,
und das war das Ende meiner Fructose-Phobie.
Inzwischen
weiß ich ja auch, wo mein Problem tatsächlich liegt, und deswegen
meide ich Fructose nicht mehr wie der Teufel das Weihwasser.
Allerdings
habe ich in jenen zwei Jahren sehr viel über Fructose und
Fructose-Malabsorption gelernt und auch sehr viel experimentiert.
Dieses
Wissen und die Ergebnisse meiner Experimente nun ungenutzt zu lassen,
erscheint mir reichlich sinnlos - deswegen richte ich eine Rubrik
"Fructosefreies" ein, wo ich die fructosefreien Früchte
meines vorübergehenden zweijährigen Wahns teilen möchte :)
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