Donnerstag, 27. Februar 2014

Mandel-Sandgebäck


Wohin mit dem Eigelb?!?

Kennt Ihr das? Ein glutenfreies Brotrezept (oder auch sonst irgendein Rezept) verlangt nach einem oder zwei Eiweißen, und oft mache ich diese Rezepte nicht, weil ich dann nicht weiß, wohin mit dem Eigelb und weil meine Hemmschwelle, die Eigelbe einfach wegzuwerfen, zu hoch ist.
Ich weiß, hungernde Menschen anderswo auf der Welt hungern nicht deswegen mehr oder weniger, weil ich Eigelbe wegwerfe oder nicht. Auch nicht deswegen, weil ich meinen Teller leer esse oder nicht.

Aber ich denke, wenn in unserer verschwenderischen Überflußgesellschaft jeder im kleinen anfängt, hier und da weniger zu verschwenden, dann läppert sich das irgendwann. Kleinvieh macht auch Mist, und es ist die Summe der vielen kleinen Teile, die das große Ganze ausmacht.

Wenn ich also vernünftig plane, verschwende ich nichts, produziere aber auch kein überflüssiges Zeug, das als Ersatzreifen auf irgendjemandes Hüften landet.
Sprich, ich backe das Brot mit den beiden Eiweißen dann, wenn ich ohnehin etwas machen möchte, worin die Eigelbe sinnvoll untergebracht sind.
Eine Frittata. Gebundene Sauce.

Oder Plätzchen:



Zutaten:

  • 80 g weißes Reis- oder Klebereismehl
  • 40 g Maisstärke
  • 100 g gemahlene Mandeln, blanchiert
  • 20 g Hirsemehl oder Vollkornreismehl
  • 40 g Erythritol oder weißer Zucker (mit weißem Zucker wird es süßer, da Erythritol nur 70% der Süße von Zucker liefert)
  • 2 EL Roh-Rohrzucker
  • 1 TL Vanillezucker (kein Vanillinzucker!!!)
  • 1 TL Xanthan
  • 100 g Alsan, kalt
  • 2 Eigelb

Zubereitung:

  • Erythritol oder Zucker mit Roh-Rohrzucker zusammen in einer Gewürzmühle oder Küchenmaschine zu Puderzucker vermahlen.
  • Den gewonnenen Staubzucker mit den Mehlen, Xanthan, Vanillezucker und gemahlenen Mandeln gut vermischen.
  • Das kalte Alsan in kleinen Würfeln mit einem Messer in das Mehl hineinschneiden, bis eine grobkrümelige Masse entstanden ist.
  • Die beiden Eigelbe zugeben und mit den Händen zu einem Teig kneten. Keine Panik, wenn es ein wenig dauert, bis die Masse homogen wird und zusammenhält! Auch wenn es anfangs nicht so aussieht, es wird.
  • Ofen auf 180° C Umluft vorheizen.
  • Teig in 36 kleine Kugeln rollen, auf ein gefettetes oder mit Backpapier ausgelegtes Backblech setzen und mit einer Gabel kreuzweise platt drücken.
  • Bei 180° C 12-15 Minuten backen, bis sie gut zu duften und an den Rändern leicht goldbraun zu werden beginnen. Bei mir waren es 13 Minuten.
  • Einen Moment auf dem Blech auskühlen lassen, bis sie fest genug sind, um sie auf ein Gitter zu transportieren.
  • Auskühlen lassen und aufessen.



Mittwoch, 26. Februar 2014

Pumpkin-Pie-Latte





Seit meine Oma mir als Kind manchmal Eierkaffee aus koffeinfreiem Instantkaffee, einem Ei und etwas Zucker gemacht hat, habe ich eine seltsame Leidenschaft für Kaffee-Mixgetränke. Obwohl ich eigentlich am liebsten ungesüßten schwarzen Kaffee trinke.
Aber manchmal ...

Kennt Ihr das?

Manchmal überkommt es mich, und ich habe Lust auf einen Mundvoll heißer, cremiger Süße und auf der Zunge ineinander schmelzenden Kaffee-, Schokoladen- und Gewürzaromen.
Es reicht doch eigentlich, wenn Kaffee nach Kaffee schmeckt. Warum muß man unbedingt Kaffee trinken, der nach Orangen und Zimt schmeckt?
Ich weiß es nicht.
Und ich muß es auch nicht wissen.
Ich hole mir einfach ein bißchen Kürbispüree aus der Kühltruhe oder werfe ein paar Stückchen von dem Kürbis, den ich gerade im Ofen geröstet habe, in den Mixer und befriedige meine Gelüste.

Das Wunderbare an diesem Kürbis-Latte ist, daß er sogar ohne Kaffee schmeckt. Ja, ehrlich. Ich habe einmal im Eifer des Gefechts vergessen, den Espresso hinein laufen zu lassen, und es hat trotzdem fantastisch geschmeckt!

Zutaten:

  • 1-2 EL Kürbispüree
  • 150 ml Mandelmilch (jede andere Milch geht natürlich auch)
  • 1-2 TL Ahornsirup (schmeckt besonders gut, aber Honig, Agavensirup, brauner Zucker, Erythritol oder Xylitol gehen natürlich auch)
  • 1 Espresso oder einfach 1 Espressotasse starker Kaffee
  • 1 TL Pumpkin-Pie-Gewürz (ich nehme eine Mischung aus Zimt, Ingwer, Piment, Muskatblüte) oder einfach nur Zimt
  • 100 ml Mandelsahne oder andere aufschäumbare Milch oder Sahne
  • 1 Prise Zimt zum Bestreuen

Zubereitung:

  • Milch mit Kürbispüree oder gerösteten Kürbisstückchen, Ahornsirup bzw. anderem Süßungsmittel und Gewürz langsam aufkochen.
  • Während die Mischung heiß wird, den Espresso zubereiten
  • Mandelsahne in einem anderen Gefäß erhitzen oder mit der Aufschäumdüse der Espressomaschine aufschäumen, wenn man eine solche Maschine hat.
  • Sobald die Milch zu kochen beginnt, vom Herd nehmen und in den Mixer gießen, auf höchster Stufe mixen, bis die Mischung schön cremig ist.
  • Kürbismilch in ein hohes Latte-Glas oder eine große Tasse gießen.
  • Mandelsahne vorsichtig ebenfalls zum Kochen bringen und mit einem Aufschäumer aufschäumen oder einfach mit dem Schneebesen so schaumig wie möglich schlagen.
  • Espresso seitlich am Glas entlang in die Kürbismilch gießen, aufgeschäumte Mandelsahne darauf geben und mit einem langen Löffel vorsichtig den unteren Teil der Mischung rühren, bis das ganze so aussieht:


Mit etwas Zimt bestäuben und genießen!



Freitag, 21. Februar 2014

Schokoladentraum


Schokoladenkuchen. Allein das Wort - eigentlich bräuchte ich gar nichts weiter zu sagen, weil es für sich spricht.
Die meisten Leute, die mich sehen, denken, ich äße keine Süßigkeiten. Keine Schokolade. Keinen Kuchen und auch keine Kekse.
Irrtum!
Ich liebe Schokolade, und ich esse wahnsinnig gern Kuchen und Kekse.
Aber nur meine selbst gebackenen Kuchen und Kekse.
Die sind nicht annähernd so süß wie das, was man im Laden bekommt, und sie erfüllen meine Kriterien für gesund und verträglich.

Dieser Schokoladenkuchen ist eine meiner liebsten Erfindungen.
Kein Gluten.
Kein Industriezucker.
Keine Kuhmilch.
Kein oder nur gesundes Fett.
Eifrei.

Und: Er schmeckt.

Gibt's nicht?
Gibt's doch!

Und der schmeckt wirklich?

O ja - und wie!
Ich habe nämlich Testesser, die weder gluten- noch kuhmilchfrei leben und es gern süß haben. Also so richtig süß, nicht nur so ein bißchen wie ich.
Und an denen teste ich meine Erfindungen.
Wenn die Produkte meiner Küchenfantasien durch diesen Filter gelaufen sind und den Test bestanden haben, weiß ich, es hat geklappt.
Ich habe ein Rezept, das die wildesten Gelüste befriedigt, ohne bleibende Schäden zu verursachen.
(Nicht daß wir uns falsch verstehen. Jeder Schokoladenkuchen ist irgendwann ungesund, wenn man zu viel davon ißt. Aber das gilt auch für Vollkorn-Gemüse-Pizza ... )

Dieser Schokoladenkuchen enthält drei geheime Zutaten, von denen keiner meiner beiden Testesser etwas bemerkt hat: Zucchini, Blaubeeren, und gemahlene Leinsamen.
Ich habe lange, lange an dem Rezept gebastelt, bis es zu diesem dekadent schokoladigen, saftigen Mittelding zwischen Schokkokuchen und Brownie wurde.
Die erste Version hatte keine Leinsamen, sondern eine Mehlmischung aus 100 g Maismehl und 100 g Vollkornreismehl. Damit war ich zuerst nicht so zufrieden, weil man zunächst das Maismehl recht deutlich herausschmeckte. Nach dem Einfrieren und wieder Auftauen allerdings war der Maismehlgeschmack für mich nicht mehr spürbar, also würde auch diese Alternative gehen.
Insbesondere, da der Kuchen durch das Einfrieren kein bißchen verliert, nicht einmal im Aussehen. Im Gegenteil, er wird beinahe noch saftiger.

Die erste Version, nachdem ich die Ganache-Glasur aufgetragen hatte:



Die zweite Version direkt aus dem Ofen, noch ohne Glasur:



Und hier nach Auftragen der Glasur:



Und nach dem Auftauen:



Leider kann ich den Geschmack nicht auf den Bildschirm bringen ....

Aber meine Schwägerin wollte noch ein zweites Stück.
Der Göttergatte auch.
Ich auch.



Das Rezept:

Zutaten:

  • 70 g gefrorene oder frische Heidelbeeren, mit 70 ml Wasser und 1/2 Vanilleschote oder etwas Vanillepulver ca. 5 Minuten lang zu Püree gekocht und abgekühlt.
  • 1 Zucchino (200 g), geraspelt
  • 100 g Vollkornreismehl
  • 40 g Maisstärke
  • 25 g gemahlene Leinsamen (Alternative zu Maisstärke und Leinsamen: 100 g Maismehl und 1 TL gemahlene Flohsamen)
  • 50 g Kakaopulver
  • 100 g Erythritol (man kann auch Zucker nehmen, weißen oder braunen, oder Xylitol, wenn man es verträgt. Damit wird es aber ein wenig süßer, da Erythritol nur ca. 70 Prozent der Süßkraft von Zucker hat.)
  • 1 EL Ahornsirup (Alternativ: Reissirup)
  • 50 g gehackte Bitterschokolade (ich nehme 81 % Kakaogehalt, aber 70 % gehen auch. Weniger sollte es jedoch nicht sein)
  • 1 TL Backpulver
  • 1/4 TL Natron
  • 1/4 -1/2 TL Zimt (nach Geschmack)
  • 120 ml Pflanzenmilch (Soja-, Reis-, Mandel-, Kokosmilch, letztere nicht cremig, sondern flüssig)

Ganacheglasur:

  • 37,5 g Bitterschokolade, gehackt (seltsame Menge, ich weiß; ich nehme immer die 81% und 70% Schokolade von Lidl, da hat ein Quadrat 12,5 g. Hier nehme ich 1 Quadrat 81% und zwei Quadrate 70%, deswegen die krumme Zahl. Man kann natürlich auch irgendeine andere Schokolade nehmen und dann 40 g abwiegen)
  • 6 EL Pflanzenmilch
Zubereitung:

  • Zuerst natürlich - eventuell am Vorabend, oder morgens, wenn man nachmittags bäckt - das Heidelbeerpüree herstellen.
  • Vollkornreismehl, Maisstärke, gemahlene Leinsamen, Kakaopulver, Backpulver, Natron, Zimt und gehackte Schokolade in einer Schüssel mischen.
  • Zucchini grob in eine andere große Schüssel raspeln (grobe Seite der Reibe. Reibe ist hier besser als Küchenmaschine, weil dabei nicht so viel Flüssigkeit entsteht, man muß die Raspel nicht ausdrücken).
  • Erythritol oder Zucker, Heidelbeerpüree, Ahornsirup und 120 ml Milch zu den Zucchiniraspeln geben und gut vermischen.
  • Mehlmischung in die Zucchinimischung geben und gut vermischen.
  • Teig in eine 10 x 20 Kastenform (gefettet oder mit Backpapier ausgelegt, wenn nicht aus Silikon) geben, oder in eine Herzchenform oder eine runde Pie-Form mit 19 cm Durchmesser.
  • Im vorgeheizten Ofen bei 180 ° C Umluft 30 Minuten backen.
  • In der Form so weit abkühlen lassen, daß der Kuchen nur noch lauwarm ist und sich gesetzt hat, dann vorsichtig stürzen und auf ein Kuchengitter setzen.
  • Sobald er vollständig ausgekühlt ist, Ganacheglasur herstellen: Im Wasserbad langsam Milch und gehackte Schokolade erwärmen, bis die Schokolade geschmolzen und eine homogene Creme entstanden ist. Achtung: Das funktioniert auch direkt auf der Herdplatte, aber nur, wenn die Temperatur auf niedrigster Stufe ist, sonst brennt die Schokolade zu schnell an! Also, ständig dabei bleiben und rühren!
  • Die homogene Ganachemasse über den Kuchen gießen und mit einem Löffel verstreichen.
  • Abkühlen lassen.
  • Genießen!


Man kann natürlich die Glasur auch weglassen, oder eine normale Puderzuckerglasur herstellen, oder einfach nur Kuvertüre nehmen, aber mit der cremigen Ganache wird es noch ein bißchen dekandenter, ohne daß man gleich ein Viertelpfund Fett dafür benötigt ;-)

Dieser Kuchen ist glutenfrei und vegan.

Ich arbeite noch an einer fructosefreien Version für diejenigen, die auch keine 81 % Schokolade und keine Heidelbeeren vertragen.

Donnerstag, 20. Februar 2014

Meine Geschichte

Nachdem ich nun also gleich aus dem Blauen heraus einfach einmal mit einem Rezept begonnen habe, hat sich die erste Aufregung gelegt, und ich traue mich, eine Einleitung hinterherzuschieben.
Ich bin aufgeregt, als müsse ich gleich einen Vortrag vor 1000 Leuten halten, in einem engen Kostüm, auf dem man jeden Schweißflecken sieht ... Immerhin sind dies meine ersten unsterblichen Worte im Internet, und das müssen nicht gleich unsterbliche Dummheiten sein, finde ich.
Etwas Wissenschaftliches in einem Buch zu veröffentlichen ist erstaunlich viel leichter, wie ich feststelle, obwohl ich gerade deswegen aus der wissenschaftlichen Welt ausgestiegen bin, weil ich lieber schreiben möchte, wie mir der Schnabel gewachsen ist.
Und damit bin ich bei meiner Geschichte.

Ihr seht es schon: Ich schreibe gern.
Deswegen ein Blog.

Außerdem koche und backe ich gern.
Deswegen ein Rezept-Blog.

Und zu guter letzt lebe ich seit 2007 glutenfrei und habe viele, viele Irrungen und Wirrungen durchlaufen auf dem Weg dahin, wo ich jetzt bin: ich höre auf meinen Körper und genieße das Essen, auch wenn es oft nicht so schmeckt, wie von früher gewohnt, sondern eben anders. Aber trotzdem oder gerade deswegen lecker. Und ohne unerwünschte Nebenwirkungen.
Deswegen ein Blog mit glutenfreien Gaumenfreuden, gesunden Naschereien (ja, die gibt's!) und praktischen Tips für einen fröhlichen glutenfreien Alltag. Edit Mai 2020: Bisher stand hier neben glutenfrei auch noch kuhmilchfrei. Das habe ich mittlerweile gestrichen, da ich zu der Erkenntnis gelangt bin, daß der maßvolle Genuß von Kuhmilchprodukten im Normalfall kein Problem darstellt, wenn es sich um Produkte aus Weidemilch aus ökologischer Erzeugung handelt.

Meine Safari durch den Dschungel der 1000 Ernährungswahrheiten und 10000 Ernährungsmythen, die oft kaum zu trennen sind, begann Anfang der 80er in Freiburg, der damaligen "Ökohauptstadt" Deutschlands.
Solange ich mich erinnern kann, wurde mir nach beinahe jedem Essen schlecht bis speiübel, was mich bereits mit 13 auf den "Ökotrip" brachte: Ich fand ein Reformkochbuch aus den 50ern, in dem eine Dame beschrieb, wie sie mit Reformkost ihre Magenprobleme behoben hatte. Die Ernährung, die sie beschrieb, unterschied sich von den Ernährungsgewohnheiten meiner Eltern wie der Nordpol von der Sahara, und ich kam zu dem Schluß, daß ich meine Ernährung umstellen müsse, um mich von meiner Dauerübelkeit zu befreien.

Also begann ich, mit Vollkorn und viel rohem Obst und Gemüse, Nußmus, Sojaprodukten, Müsliriegeln und was alles sonst in den 80ern als besonders gesund galt, zu experimentieren. Außerdem las ich jedes Buch über Ernährung, das ich finden konnte.
Das Ergebnis war, daß es kein Ergebnis gab.
Ich gewann viele Erkenntnisse, die jedoch mein Problem nicht lösten.
Mit vierzehn hatte ich eine Frustphase, in der ich einfach so gut wie gar nichts mehr aß, was sich jedoch naturgemäß als nicht längerfristig praktikabel herausstellte.
Also probierte ich - erfolglos - weiter.

Mit achtundzwanzig heiratete ich meinen Mann, der Mediziner ist, und in dessen Biochemiebüchern ich mir die Antworten erhoffte, die ich bis dahin einfach nicht gefunden hatte.
Ich gewann noch mehr Erkenntnisse, die mir nicht weiterhalfen, bis ich endlich mit siebenunddreißig Gluten als den Übeltäter entlarvte, der mir mein kulinarisches Leben bis dahin versauert hatte.
Und siehe da, der Dauerbrechreiz verschwand!
Als ich zum ersten Mal in meinem Leben ein Stück Kuchen aß, ohne daß mir davon schlecht wurde, hätte ich beinahe geweint vor Glück.
Doch die Freude währte nicht lange, da begannen plötzlich neue Probleme. Keine Übelkeit dieses Mal, sondern ich begann mich zur Biogasanlage zu entwickeln. Was mit schmerzhaften Krämpfen einherging und nicht immer sozial verträglich war.
Und nicht nur das.
Die seltsamsten Dinge passierten. Plötzlich waren meine Muskeln so schwach, daß ich kaum noch die Treppe hinauf kam. Ich war dauermüde, wurde nie satt und nahm ab, egal, wie viele Kalorien ich in mich hinein schaufelte.
Neue Tests, und plötzlich sollte Fructose, Fruchtzucker, die Wurzel allen Übels sein.
Also folgte eine Zeit sklavischer Fructoseabstinenz.
Was nicht wirklich half.
Irgendwann waren Dauermüdigkeit und Muskelprobleme erstaunlicherweise weg, ohne daß ich so recht wußte, warum. Dafür stellten sich plötzlich Gelenkprobleme ein.
Innerhalb kürzester Zeit mutierte ich von einer joggenden, yogatreibenden beweglichen Vierzigjährigen in eine uralte Frau, die nicht einmal mehr einen Fuß ins Waschbecken hieven konnte, weil die Hüftgelenke nicht mitmachten.
Dabei war ich, abgesehen von der Glutenintoleranz, gesund wie ein Fisch im Wasser. Kein Rheuma, keine Arthrose und keine sonstige exotischen Krankheiten, die das alles hätten erklären können.

Ich führte Ernährungsprotokolle, schrieb auf, wann ich welche Probleme hatte und versuchte verzweifelt, einen Zusammenhang zwischen meiner Ernährung und den immer wieder plötzlich auftretenden und dann erneut verschwindenden Magen-Darm und Gelenkproblemen zu finden.
Es gab aber keinen.
Was ich in der einen Woche problemlos vertrug, löste in der nächsten Woche Katastrophen aus.
Und irgendwann endlich dämmerte mir, daß meine Probleme schlimmer wurden, wenn ich PMS hatte.

Bis etwa zu meinem fünfunddreißigsten Lebensjahr hatte ich PMS für eine technische Sonderaustattung von Autos (wie ABS) oder eine bizarre Programmiersprache (wie PHP) gehalten. Wer weiß auch schon im Zeitalter von HTML, HDMI, DVBT und FTP, was von all den Abkürzungen eine neue Partei und was irgendein technisches Dings bezeichnet, das mir so fremd erscheint wie meiner Mama die Programmierung eines Videorecorders.
Ab fünfunddreißig jedoch bekam ich eine Woche vor meiner Periode seltsame Symptome, die ich bis dahin nicht gekannt hatte und die im Lauf der Jahre immer aufdringlicher wurden, bis ich mich schließlich mit Anfang vierzig in einer Art Dauer-PMS-Zustand befand.
Auf meine vorsichtige Anfrage beim Frauenarzt, ob das vielleicht der Beginn der Wechseljahre sein könnte, kam "Nö. Ihre Periode ist doch regelmäßig. Außerdem sind Sie viel zu jung."
Interessant, weil mir ansonsten immer mein Untergewicht und der extreme Mangel an Körperfett vorgehalten und alle meine Probleme darauf geschoben wurden. Daß jedoch Mangel an Körperfett auch einen Mangel an Hormonen zur Folge haben könne, auf die Idee mußte ich selbst kommen.
Was ich dann auch tat.

Nach dem Motto "Selbst ist die Frau" besorgte ich mir einen Hormon-Speicheltest, und siehe da, das Ergebnis lautete: Sie sind sowas von total in den Wechseljahren!
Und ja, man kann trotzdem eine regelmäßige Blutung haben. Und ja, die Begleiterscheinungen können neben Hitzewallungen (die ich schon mit 20 hatte) Muskelschmerzen, Muskelschwäche, Magen-Darm-Probleme, plötzliche Nahrungsmittel-Unverträglichkeiten, Wassereinlagerungen und Gelenkschmerzen sein.
Super.
Ne, wirklich, das ist nicht zynisch gemeint. Ich fand das wirklich super, denn endlich wußte ich, woran ich war und was ich machen konnte.
Schluß mit der vollkommen sinnlosen Suche nach Nahrungsmittelunverträglichkeiten, die gar nicht wirklich da waren.
Ich entschied, mich auf glutenfreie Ernährung zu beschränken und ansonsten darauf zu hören, was mein Körper gerade sagt.
Und seit ich weiß, daß, wenn ich dicke Beine habe, die Hose plötzlich eng wird und die Waage sprunghaft drei Kilo mehr als sonst zeigt, meine Verträglichkeit für so ziemlich alles gegen Null geht, rege ich mich nicht mehr auf, sondern lasse eben alles weg, wovon ich weiß, daß es dann problematisch werden könnte (Hülsenfrüchte, Kohl, viel Rohkost, viel Fett und so weiter).

Warum ich das alles lang und breit erzähle?
Weil ich weiß, daß es da draußen viele gibt, denen es ähnlich ergeht und die auf vergleichbare Geschichten blicken können.
Und weil ich damit sagen will, daß Unverträglichkeiten sehr viele verschiedene Ursachen haben und man sehr viel gewinnt, wenn man lernt, auf seinen Körper zu hören.
Früher habe ich die leise warnende Stimme ignoriert, die mir zuflüsterte, daß Rohkost jetzt eine blöde Idee sein könnte. Schließlich sagte mir mein Verstand, daß Rohkost gesund ist.
Mein Verstand sagte mir auch, daß ja der Fructosetoleranztest gezeigt hatte, ich leide unter einer Fructosemalabsorption. Obwohl mein Gefühl meckerte, daß das Quatsch sei, weil ich niemals mit Äpfeln Probleme hatte - und Äpfel sind für Leute mit Fructosemalabsorption das, was für Leute mit Zöliakie ein Weizenvollkornbrötchen ist.
So könnte ich endlos weitermachen, aber ich denke, es reicht.


Mein Blog soll denen Mut machen, die sich mit Unverträglichkeiten herumschlagen und befürchten, ihr Leben sei nun trist und traurig, weil sie auf viele vertraute und geliebte Dinge verzichten müssen, weil der Alltag komplizierter wird und weil sie plötzlich viel Zeit damit zubringen müssen, Dinge selbst zu machen, statt sie fertig zu kaufen.

Und natürlich möchte ich die Welt mit gesunden Naschereien ein wenig fröhlicher machen :-)

In diesem Sinne
"Happy Cooking and Baking"!

Mia

Edit 12.10.2014: Ich habe mich entschlossen, auf Dauer Affiliate-Links aufzunehmen, was bedeutet, daß ich eine kleine Provision bekomme, falls jemand den Link anklickt und sich dann zum Kauf eines Produktes entschließt. Auf diese Weise habe ich selbst in anderen Blogs Entdeckungen gemacht, die ich sehr nützlich fand, und ich finde es total okay, wenn jemand, der mir auf diese Weise einen Gefallen tut, auch etwas davon hat.
Wenn ich nun also etwas wirklich richtig gut finde und denke, daß andere damit ebenso glücklich sein könnten wie ich, empfehle ich es weiter. Ich gebe natürlich auch Empfehlungen, für die ich nichts bekomme außer dem Gefühl, anderen einen Gefallen getan zu haben, aber wenn ich für einen Affiliate-Link etwas bekomme, finde ich es bei mir selbst ebenso okay wie bei anderen.

Mittwoch, 19. Februar 2014

Kürbis-Maronen-Pasta oder: Warum ich einen Blog starte

Der Start!

Heute ist es so weit. Der Tag X: Der Tag, an dem ich entschieden habe, es wirklich zu tun, nämlich einen Blog zu starten und meine glutenfreien Rezepte, Idee und Gedanken (ja, die sind auch glutenfrei!) in die Welt beziehungsweise das World Wide Web zu werfen, um sie mit anderen zu teilen.

Warum heute?
Warum nicht, heute ist besser als morgen.
Aber der tatsächliche Anlaß war ein Arztbesuch. Nicht meiner, nein, bewahre - ich habe Schwiegermutter begleitet.
Und als ich so im Wartezimmer saß und kein einziges frohes Gesicht entdecken konnte, dachte ich mir, Mia, tu etwas, um die Welt zu einem fröhlicheren Ort zu machen. Irgendwas, egal, was.

Wenn man wie ich und wie ein großer Teil von Euch vielleicht auch viele, viele frustrierende Jahre damit verbracht hat, um jeden Krümel zu ringen, den man ohne mehr oder weniger heftige Begleiterscheinungen essen kann, dann wird die Welt definitiv durch leckeres, verträgliches Essen zu einem fröhlicheren Ort.

Und deswegen nehme ich Schwiegermutters Frage im vollgestopften, tristen Wartezimmer "Was gibt's denn heute bei euch zum Mittagessen?" als Startschuß und stürze ich mich auch gleich ohne weitere lange Vorreden in mein neues Abenteuer, das Bloggen, um mein erstes Baby in die Welt zu setzen.

Das Baby hat einen hübschen runden orangefarbenen Kopf (auch Hokkaido-Kürbis genannt) und erhellt sofort das trübe Grau, das durchs Küchenfenster sickert.



Ist er nicht ein Sonnenschein?
Leider wird er dieses schöne biometrische Paßfoto nicht weiter benötigen, weil er einer schmackhaften Karriere in Kürbis-Maronen-Pasta entgegensieht.

Dieses Rezept ist NICHT vegetarisch, vegan und komplett milchfrei; es ist allerdings laktosefrei, kuhmilcheiweißfrei und natürlich glutenfrei.
Außerdem werde ich Alternativen nennen, um es vegan zu machen.


Rezept für 2 Portionen:

  • 400 g Hokkaido
  • 80 g Truthahn-Bacon (man kann natürlich auch normalen Bacon nehmen, da würde ich aber weniger nehmen; und *hier* ist das Rezept für veganen Bacon; glutenfrei wird er mit Tamari statt Sojasauce, und ein Rezept ohne Raucharoma gibt es *hier*)
  • 100 g gekochte, geschälte Maronen
  • 250 ml glutenfreie Brühe (Hühnerbrühe oder Gemüsebrühe)
  • 1 Stich Butterschmalz (oder 1 Stich Virgin Coconut Oil)
  • 1 EL Olivenöl (man kann auch einfach nur 2 EL Olivenöl nehmen, bzw. nur 1 EL, wenn man normalen Bacon mit Fettrand nimmt)
  • 60 ml Pflanzensahne (ich nehme Mandelsahne, aber vermutlich geht auch Sojasahne, und natürlich geht auch Kuhmilchsahne, wenn man sie verträgt und will)
  • ca. 1/2 Tasse geriebener Pecorino (parmesanartiger Hartkäse aus Schafsmilch; für vegane Version: Hefeflocken nach Geschmack; wer kein Problem mit Kuhmilch hat, kann natürlich auch Parmesan nehmen)
  • 125 g glutenfreie Pasta

- den Kürbis (beim Hokkaido kann man die Schale mitessen, andere Kürbisse vorher schälen) in ca. 2 - 2,5 cm große Würfel schneiden
- Maronen hacken
- Bacon klein gewürfelt in Butterschmalz und 1 EL Olivenöl (oder den angegebenen Alternativen) anbraten
- gewürfelten Kürbis dazu, leicht bräunen
- die gehackten Maronen dazu geben, kurz weiterbraten
- mit Brühe ablöschen, ca. 5 - 10 Minuten simmern lassen und währenddessen die Nudeln kochen
- Sahne und Pecorino unter die Kürbiswürfel rühren
- abgeseihte Pasta unterheben
- servieren!


Vom Endergebnis existiert kein Foto, weil es - aufgefuttert wurde. Umgehend. In Wartezimmern herumzusitzen und über das Mittagessen zu reden macht nämlich offensichtlich hungrig ;-)