Sonntag, 16. März 2014

Mein fructosefreier Irrweg

Mein Ausflug in die fructosefreie Diät

Glücklicherweise hat meine Diagnose "Fructose-Malabsorption" sich ja längst als Ente erwiesen.
Warum?
Sehr einfach.
Für den H2-Atemtest bekam ich 50g reine Fructose in Wasser aufgelöst zu trinken.
Danach hatte ich irgendwann ein leichtes Grummeln im Bauch, mehr allerdings nicht. Und die Atemgase haben auch nicht gerade das Meßgerät gesprengt.
Ich habe weder wild gepupst (sorry, aber so ist ja es nun einmal) noch Durchfall bekommen, nichts. Gar nichts. Nur die Atemgase waren ein wenig erhöht.
Trotzdem war ich so froh, endlich irgendeine Diagnose zu haben und vielleicht den Verursacher all meiner Probleme entlarvt zu haben, daß ich mit beinahe religiösem Fanatismus beinahe zwei Jahre lang jedes Fructosemolekül verfolgte und bekämpfte, das meinen Weg kreuzte.
Die fructosearme Diät half nämlich nichts, weswegen ich mir einbildete, ich müsse wirklich jedes allerletzte Krümelchen Fructose aus meinem Essen eliminieren, und dann würde es wohl schon besser werden. Schließlich hatte ich ja eine wissenschaftliche Diagnose.
Ich war verzweifelt genug, um absolut alles auszuprobieren - ich hätte mir die Haare blau gefärbt und für den Rest meines Lebens nur noch Fenchelknollen gegessen (ich hasse Fenchel), hätte mir jemand versichert, daß alle meine Probleme dann verschwinden würden.
Es half aber nix.
Bis sich dann schließlich mein Verstand zurückmeldete, als ich in einem Forum las, jemand sei nach einem Atemtest mit 25g Fructose zwei Tage quasi nicht mehr vom Klo gekommen.
Seltsam, was für Aussetzer man haben kann, wenn man etwas glauben will.
In diesem Augenblick jedenfalls erinnerte mein Hirn sich urplötzlich daran zu wissen, daß beinahe niemand mehr als 35g reine Fructose auf einen Schlag verarbeiten kann.
Ich fragte dann einmal vorsichtig in jenem Forum nach und erfuhr, daß der H2-Test normalerweise tatsächlich mit 25g reiner Fructose durchgeführt wird. Die Reaktion auf meine Mitteilung, bei mir seien es aber 50g gewesen:
"50g? Du liebe Güte, danach müßte doch jeder Gesunde schon mächtig Streß bekommen! Wie, du hast nur ein leichtes Grummeln gehabt nach 50g reiner Fructose??? Dann hast du niemals im Leben eine Fructose-Malabsorption!"
Eigentlich, überlegte mein wiedererwachtes Hirn daraufhin, habe ich auch nie in meinem Leben ein Problem mit Äpfeln gehabt.
Leute mit einer Fructose-Malabsorption hingegen vertragen häufig nicht einmal ein Schnitzchen Apfel.
An jenem Tag flatterte mir als Werbegeschenk mit irgendeiner Bestellung glutenfreier Produkte ein glutenfreier Apfel-Mandelriegel ins Haus. Apfel, Mandel, Datteln, Rosinen.
Insgesamt 40g von allem, was bei einem fructosemalabsorbierenden Menschen Katastrophen auslösen würde.
Ich futterte das Ding auf und wartete.
Eine Stunde, zwei Stunden, drei Stunden, vier Stunden, fünf Stunden - und dann hatte ich wieder Hunger.
Tat sich etwas?
Nicht im geringsten.
Am nächsten Tag aß ich einen Apfel.
Auch kein Problem.
Tja, und das war das Ende meiner Fructose-Phobie.
Inzwischen weiß ich ja auch, wo mein Problem tatsächlich liegt, und deswegen meide ich Fructose nicht mehr wie der Teufel das Weihwasser.
Allerdings habe ich in jenen zwei Jahren sehr viel über Fructose und Fructose-Malabsorption gelernt und auch sehr viel experimentiert.
Dieses Wissen und die Ergebnisse meiner Experimente nun ungenutzt zu lassen, erscheint mir reichlich sinnlos - deswegen richte ich eine Rubrik "Fructosefreies" ein, wo ich die fructosefreien Früchte meines vorübergehenden zweijährigen Wahns teilen möchte :)

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