Dienstag, 14. Oktober 2014

Glutenfreie Lavendel-Kokosplätzchen (Gluten-free Lavender-Coconut-Cookies)


Glutenfreie Lavendel-Kokos-Plätzchen

Eigentlich ist ja nun Herbst, aber da die Temperaturen sich beharrlich um die 17 Grad halten, hat mein Lavendel sich entschieden, einfach weiter zu blühen.
Was mich dazu inspirierte, spontan eine Ladung Lavendelplätzchen zu backen.



Die ursprüngliche Absicht war, low-carb Plätzchen aus Kokosmehl zu backen, und zwar mit Kakaonibs.
Doch als ich in die Küche ging, um die Mehle abzuwiegen, kam mir die spontane Idee mit dem Lavendel, und im Nachhinein bin ich froh darüber. Das Aroma ist zart, aber fabelhaft, wenn man blumige Aromen mag.

Außerdem ist dies mein erstes Rezept mit Kokosblütenzucker.
Auch das war wieder eine spontane Sache - nachdem ich den Kokosblütenzucker-Hype im Internet bis letzte Woche erfolgreich ignoriert hatte, stand plötzlich im ganz normalen Supermarkt eine Dose Bio-Kokosblütenzucker direkt vor meiner Nase.
Heutzutage sind die meisten derartigen Ereignisse wohl eher nicht mehr Karma, sondern Marketingstrategie. Es hat jedenfalls gewirkt, ich bin schwach geworden und habe meiner Neugier nachgegeben.

Der Grund, warum ich diesen teuren Zucker bisher nicht gekauft habe, ist der, daß ich gewisse Zweifel an seinem angepriesenen gesundheitlichen Nutzen hege und mir auch nicht hundertprozentig sicher bin, in wiefern er tatsächlich ökologisch und ökonomisch vorteilhafter ist als herkömmlicher Zucker.
Er wird aus dem Saft der Kokosblüten gewonnen, ist also ein von selbst nachwachsender Rohstoff: Die Kokospalmen bekommen immer wieder neue Blüten. Außerdem haben Kokospalmen den Vorteil, daß sie äußerst genügsame Gewächse sind und sogar auf Sandboden noch gedeihen - man muß kein Land urbar machen, düngen und aufwendig bewässern.
Der Nachteil jedoch ist, daß die für die Zuckergewinnung gekappten Blüten natürlich keine Kokosnüsse mehr bilden. Die Kokosnußproduktion geht also zurück.
KULAU versichert, daß der Zucker fair hergestellt und gehandelt wird. Jeder Kokosbauer erntet nur aus einer Blüte pro Palme den Saft, die übrigen Blüten läßt man unberührt, damit sie zu Kokosnüssen heranreifen können.
Wenn dies grundsätzlich für die Produktion von Kokosblütenzucker gilt, klingt es nicht übel - besser jedenfalls als die herkömmliche Produktion von Zucker aus Zuckerrohr, für das Regenwaldflächen gerodet werden und das zu einem großen Teil noch immer von Tagelöhnern und Kindern in Sklavenarbeit geerntet und verarbeitet wird. Gar nicht zu reden von der Umweltverschmutzung durch Chemikalien und Pestizide.

Was nun den gepriesenen gesundheitlichen Nutzen des Kokosblütenzuckers angeht, ist die bisher einzige verfügbare Informationsquelle eine philippinische Studie, die an zehn Probanden durchgeführt wurde und den sagenhaften glykämischen Index von 35 ergab.
Das ist sagenhaft für einen Zucker, der zu 80% aus Saccharose und jeweils 10% aus Fructose und Glucose besteht. Und ehrlich gesagt erschließt sich mir auch nicht, wie das physiologisch möglich ist.
Es wird mit dem hohen Gehalt an Mineralstoffen und Spurenelementen geworben, insbesondere dem hohen Kaliumgehalt, doch erscheint es mir wesentlich sinnvoller, seinen täglichen Kaliumbedarf mit Gemüse, Obst, Hülsenfrüchten und Nüssen zu decken als mit 100g Zucker (100g Kokosblütenzucker würden die Hälfte unseres Tagesbedarfs an Kalium decken).
Auch soll der Zucker Antioxidantien in Form von Polyphenolen enthalten, genannt werden Flavonoide und Anthocyane (gelbe und blaue Pflanzenfarbstoffe). Die Präsentation dieser Ergebnisse ist allerdings ziemlich dürftig - in den Folien werden nicht einmal überall die Einheiten angegeben, also ob es sich um Gramm, Milligramm oder Prozent handelt.
Ich würde nicht unbedingt ausschließen, daß ein hoher Gehalt an bestimmten Mineralien oder sekundären Pflanzenstoffen einen Einfluß darauf haben könnte, wie die Insulinantwort auf einen Zucker ist, aber dennoch scheint mir ein Glykämischer Index von 35 bei einem Zucker, der nicht vorwiegend aus Fruchtzucker, sondern vorwiegend aus Saccharose besteht, nicht allzu wahrscheinlich, und eine Studie mit 10 Personen reicht mir persönlich als wissenschaftlicher Beweis einfach nicht aus.
Zum Vergleich:
Ganz normales Rübenkraut, also Zuckerrübesirup, hat pro 100g 299 kcal, während 100g Kokosblütenzucker 381,6 kcal hat. Klar, Sirup enthält ja natürlich mehr Wasser. Die Süßkraft des Kokosblütenzuckers ist jedoch geringer als die von Rübenkraut, man benötigt also eine eher größere Menge, wenn man es wirklich süß haben will.
Ferner haben 100g Zuckerrübensirup 66g Zucker, Kokosblütenzucker hat 93,4g Zucker.
Zuckerrübesirup hat zwar nur 490mg Kalium gegenüber fast 1000mg im Kokosblütenzucker, aber dafür hat er 23mg Eisen, wovon der Kokosblütensirup nur 2,1mg pro 100g hat.
Unzweifelhaft ist der leicht karamellartige Geschmack von Kokosblütenzucker lecker, und ebenso unzweifelhaft eignet sich Zuckerrübesirup mit seinem recht dominierenden Eigengeschmack nicht für alles, ebensowenig wie Honig.
Allerdings kann ich keinen wirklich schlüssigen Grund finden, warum Kokosblütenzucker tatsächlich gesünder sein soll als Zuckerrübensirup, Honig oder biologisch angebauter Roh-Rohrzucker - ich halte große Mengen von Saccharose ganz einfach grundsätzlich für keine gute Idee, egal ob sie als Honig, Rohrzucker oder Rübenkraut daher kommt.

Der langen Rede kurzer Sinn - Kokosblütenzucker ist eine leckere Sache, um auf natürlich Weise ein feines Karamellaroma zu bekommen, also werde ich ihn genau zu diesem Zweck ebenso sparsam wie jeden anderen Zucker einsetzen - als Gewürz eben.

Lavendel-Kokosplätzchen:

Zutaten für 40 Plätzchen:
  • 60 g Kokosöl, flüssig
  • 50 g Sojamehl
  • 30 g gemahlene Mandeln
  • 20 g gemahlene Leinsamen
  • 80 g Kokosmehl
  • 1 TL Natron
  • 40 g Erythritol mit Stevia (oder Zucker)
  • 1 EL Kokosblütenzucker (oder Roh-Rohrzucker)
  • 1 Ei
  • 30 ml Mandel- oder Sojamilch plus eventuell 1-4 weitere TL
  • 1 TL Zitronensaft
  • 1 EL Lavendelblüten
  • Vanille
Zubereitung:
  • Sojamehl, gemahlene Mandeln, gemahlene Leinsamen, Kokosmehl, Erythrit, Kokosblütenzucker, Lavendelblüten, Vanille (ca. 1/2 - 1 Teelöffel gemahlene Vanille) und Natron gut mischen.
  • Ei mit 30 ml Milch schaumig schlagen.
  • Geschmolzenes Kokosöl zu den trockenen Zutaten geben, dann die Ei-Milch-Mischung und den Zitronensaft hinzugeben, alles zu einem weichen Teig kneten.
  • Sollte er zu trocken sein, teelöffelweise mehr Milch hinzugeben, bis der Teig weich und geschmeidig, aber nicht klebrig ist.
  • Backofen auf 160°C Umluft (oder 180°C Ober-Unterhitze) vorheizen.
  • Plätzchen mit ca. 3 cm Durchmesser (1 cm dick) formen (ich habe es mit einem amerikanischen Meßlöffel für 1/2 Eßlöffel gemacht).
  • Ca. 10-12 Minuten backen.
  • Auf einem Rost auskühlen lassen und in einer Dose aufbewahren.
  • Die Plätzchen werden weicher und saftiger, wenn man sie vor dem Verzehr ein paar Stunden in der Dose ruhen läßt.


English Version:

Lavender-Coconut-Cookies

Ingredients for 40 cookies:
  • 60 g Virgin Coconut Oil (melted)
  • 50 g soy flour
  • 30 g almond meal
  • 20 g flax seed meal
  • 80 g coconut flour
  • 1 tsp. baking soda
  • 40 g Erythritol with Stevia (or sugar)
  • 1 tbsp. coconut sugar (or evaporated cane juice or raw cane sugar)
  • 1 egg
  • 30 ml almond or soy milk plus maybe 1-4 additional tsp.
  • 1 tsp. lemon juice
  • 1 tbsp. lavender flowers
  • vanilla (1/2-1 teaspoon)
Preparation:
  • Combine soy flour, almond meal, flax seed meal, coconut flour, erythritol, coconut sugar, lavender flours and baking soda.
  • Cream together egg and 30 ml milk, add vanilla.
  • Add melted coconut oil to dry ingredients, then add egg-milk mix and lemon juice and knead into soft dough, adding more milk by teaspoons if needed. The dough should be soft but pliable, not too sticky.
  • Preheat oven to 350°F (or 320°F if using a convection oven).
  • Scoop 1/2 tablespoons full onto cookie sheet, flatten slightly (should be 1/3 inch thick).
  • Bake about 10-12 minutes.
  • Cool completely on wire rack and store in a cookie jar (I didn't use an airtight container).
  • The cookies become chewier and moister when you let them sit in the jar for some hours up to one day.
Habt Ihr schon einmal Kokosblütenzucker ausprobiert?


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